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Von der Mittergrotzen- auf die Schwarzhanskarspitze


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 31.08.2011)

Heute war Klettern angesagt. Während der Normalweg auf die Schwarzhanskarspitze auf den Grassattel zwischen Schartenberg und Schwarzhanskarspitze  und von dort zum Gipfelkreuz führt, wollten wir zuerst auf die Mittergrotzenspitze und von da auf dem Grat über die zahlreichen Gipfelköpfe zum Kreuz der Schwarzhanskarspitze steigen.

Vom Forchacher Parkplatz in der Nähe der Hängebrücke ging es durch das Dorf und an der Gastwirtschaft auf dem gegenüberliegenden Forstweg in den Wald. Der Wegweiser "Älpele" markiert den recht angenehmen Waldpfad, der die erste Stunde in angenehmen Serpentinen durch die Ostwand führt. Im oberen Bereich nach der Jägerhütte wird er dann steinig und recht steil. Zusätzlich macht Quellwasser auf dem Pfad das Ganze etwas rutschig. Nach zwei Stunden erreichen wir die Hochstanzer Alpe und bald darauf den markierten Felsstein, der den Normalweg nach Norden Richtung Mahdspitze hinaufzeigt. Wir gehen weglos auf die im Osten aufragenden Felszacken der Mittergrotzen- und Pleisjochspitze zu und steigen direkt unterhalb zuerst über steile Grasrippen den steilen Hang hinauf. Im oberen Bereich wird es recht bröselig, die Kletterei im Fels und über rutschigen Felskies verlangt Sorgfalt. Kurz unter dem letzten Felsaufschwung treffen wir auf einen alten Querpfad, der nach links zum Sattel der Schwarzhanskarspitze führt und nach rechts etwa 50 m unterhalb der Mittergrotzen- und Pleisjochspitze hinüber zum Anstiegsgrat der Mitterkarspitze führt. Wir steigen vom Sattel der Schwarzhanskarspitze hinauf auf die Mittergrotzenspitze. Der weglose feinsplittige  Anstiegsgrat bietet wenig Halt und verlangt hohe Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Der Rückweg erfolgt wieder zum Sattel und von hier nordwärts auf den ersten Felskopf der Schwarzhanskarspitze. Eine Reihe von Felsköpfen, verdeckt noch lange das Gipfelkreuz. Am besten bleibt man möglichst nah am Grat, weil dort der Fels noch am griffigsten ist. In den westlichen Steilhängen, die von Geröll und steilen Grasrippen durchzogen sind, ist das Queren recht mühsam und wird zunehmend gefährlicher, da die Geröllhänge nicht ins Kar auslaufen, sondern in Felsabbrüchen münden. Nach einer längeren Rastpause mit Stärkung lasse ich Rucksack und Begleiterin zurück und steige wieder zum Gipfelgrat auf. Über mindestens fünf Felsaufschwünge geht es weglos hinauf und hinab. Die Aussicht hinab ins Lechtal und auf die umliegenden Bergketten ist phantastisch. Nach ca 40 Minuten stehe ich endlich am Kreuz. Von hier sehe ich den Normalweg über Wiesengelände zwischen Mahdspitze und Kreuz heraufführen. Da der Rucksack nicht von selbst herabkommt, muss ich wohl oder übel wieder zurück. Dieses Mal probiere ich das Queren der Steilhänge und gerate dabei heftig ins Rutschen. Denn die steilen Felsrippen sind splittrig, die Schuttreißen müssen abgeklettert und gegenüber wieder aufgestiegen werden. Insgesamt wesentlich mühsamer als über den Grat. Am Rastplatz angelangt, steigen wir hinab ins Hühnerspiel und über das Älpele auf dem Anstiegsweg hinab nach Forchach. Fazit: Wer Gratkletterei sucht, kommt hier auf seine Kosten und kann die Tour noch ausweiten, indem er bis zur Pleisspitze auf dem Grat bleibt.

Route

Der Weg von Forchach hinauf zur Hochstanzer Alpe ist nicht zu verfehlen. Er ist in ordentlichem Zustand und kann auch von konditionsstarken Wanderern begangen werden. Zeitdauer etwas über zwei Stunden. Der Weiterweg bis zum Fuß von Mittergrotzen- und Pleisjochspitze erfolgt weglos, wobei man nicht in den Latschengürtel steigen soll. Über eine Grasrippe, dann im brüchigen Fels steigen wir auf bis zum alten Querpfad und von da hinüber zum Sattel der Schwarzhanskarspitze. Zeitaufwand vom der Hochstanzer Alpe bis zum Sattel etwa eine Stunde, der Aufstieg von hier auf die Mittergrotzenspitze in 15 min. Der Weiterweg nach Norden über die zahlreichen Felsköpfe bis zum etwas niedriger gelegenen Kreuz der Schwarzhanskarspitze ist in gut einer Stunde zu bewältigen. Von hier aus kann man über den nordseitig (später westseitigen) Normalweg über das Älpele hinab nach Forchach in 2,5 Std absteigen.

Die Querung des gesamten Bergmassivs der Schwarzhanskarspitze südseitig und hinab ins Kar des "Hühnerspiels" benötigt etwa eine dreiviertel Stunde. Der Abstieg über Älpele nach Forchach nochmals etwa zwei Stunden.

Fazit: Eine interessante Tour, die sehr wenig begangen wird, die die Dreipunktklettertechnik verlangt und Vertrautsein mit dem splittrigen Fels der Lechtaler Alpen. Das einsam gelegene Kar ist Wohnraum von Gamsrudeln, im Frühjahr dürfte das Hochkar eine blühende Paradieslandschaft sein.

Zahlenangaben nach GPS-Logger:

Gesamtkilometer der Tour 17,11 km, geleistete Höhenmeter 1520, Gesamtzeit mit Pausen 9,25 Std;

Anfahrt

Auf der B198 von Reutte in Lechtal und vor Forchach die Umgehungsstraße nach links verlassen. In der Mitte des Ortes, bei der Gastwirtschaft, nach rechts abbiegen, unter der Umgehungsstraße hindurch bis zum kostenlosen Parkgelände beim Sportplatz fahren. Hier warten schattige Parkgelegenheiten und ein Brunnen mit ständig fließendem Wasser auf  umweltschonende Bergfreunde.