Such- und sortierbare Liste von Bergtouren in den Alpen

Weißzint im Zillertaler Alpenkamm


Beschreibung (bezieht sich auf Besteigung vom 21.09.2012)

Nachdem ich auf der Lenksteintour in der Riesenfernergruppe wegen des Eisrückgangs keine Gletscherausrüstung benötigte, beschloss ich, einen Abstecher hinüber zu den Zillertaler Bergen zu machen, die auf der Südseite weit hinauf geschmolzene bzw. geschrumpfte Gletscherzungen zeigten. Ausgangspunkt war der Neves Stausee, wo ich mit meiner Begleiterin vom Parkplatz den See auf die Westseite umrundete und am Eingang des Pfeifholder Tales auf dem gut markierten Weg Nr. 26 Richtung Edelrauthütte (auch Eisbruggjochhütte genannt) aufstieg. Anfangs über einen mittelsteilen Pfad durch lichten Wald, später über Geröll und Wiesenböden geht es hinein in den weiten Talausschnitt, meist nahe dem Gebirgsbach. Zwei geröllige Steilstufen sind rasch überwunden und nach 2 Std., vom Parkplatz aus gerechnet, stehen wir am Joch an der Edelrauthütte in 2545m Höhe. Von hier aus bieten sich unterschiedliche Wege an. Nach links hinauf auf die Hausberge der Hütte, die Pfeifholder- und die Napfspitze, gerade aus weiter auf dem Pfunderer Höhenweg, nach rechts auf dem Neveser Höhenweg hinüber zur Chemnitzer Hütte, oder nördlich entweder über die Untere Weißzintscharte hinüber zur Hochfeilerhütte oder gleich rechts durch das steile Geröllfeld hinauf zum Weißzintkar. Diesen letzten Weg schlug ich ein, dieses Mal allein, da meine Begleiterin auf der Edelrauthütte zurückblieb, um auf meine Rückkehr zu warten. Zwar brachte mir das eine schnellere Aufstiegsmöglichkeit, aber dadurch war ich an die ausgemachte Zeitangabe gebunden, bei der ich wieder zurück sein wollte. Ich verzichtete auf den Rucksack und stieg dem Pfad folgend, der gut markiert mit Farbzeichen und weiter oben im Kar durch Steinmänner gekennzeichnet, zuerst in nordwestlicher, später in südöstlicher Richtung ins weite Weißzintkar hinaufführt. Je höher ich stieg, desto toller die Aussicht auf die umliegenden Berge. Bald schon wurde der Blick über Pfeifholderspitze und Napfspitz nach Süden auf Eidechs-, Hochgruppach- und Graunockgipfel möglich. Im oberen Karbereich führt der Pfad in mehreren Aufschwüngen auf dem felsigen Rücken zur Oberen Weißzintscharte in 3183 m Höhe. Da ich zwischenzeitlich 1,5 Std von der Hütte entfernt war und ich versprochen hatte, nach 2,5 Std wieder zurück zu sein, ließ ich es dieses Mal mit der erreichten Höhe von 3036 m Höhe bewenden, da ich gesehen hatte, was ich wollte: Der Hohe Weizint besitzt nur noch einen schmalen Gletscherstreifen unterhalb des Gipfels, der umgangen werden kann, so dass der Gipfel ohne Gletscherausrüstung bestiegen werden kann. Dieses Ziel wäre von meinem erreichten Standort in 3036 m Höhe aus in gut einer Stunde machbar gewesen. Bis auf den etwa 200 m höher aufragenden Nordkamm der Zillertaler, der den Blick hinüber ins Österreichische Zillertal und zum Hochfeiler verhinderte, bot sich in den drei anderen Himmelsrichtungen eine kilometerweite Fernsicht vom feinsten: Nach Osten der Große Möseler und Turnerkamp ganz nah, in der Venediger Gruppe Dreiherren- und Rötspitz, in der Rieserferner Gruppe Lenkstein, Hochgall und Schneebiger Nock, im Süden die Pfunderer Berge, dahinter die Dolomitenwelt mit den Drei Zinnen und weiteren zahllosen Spitzen. Beim Abstieg, den ich in 50 min. hinab zur Hütte zurücklegte, faszinierte der Eisbruggsee mit seiner spiegelnden Wasserfläche ebenso wie auf der anderen Seite der Neves Stausee mit seinem blau funkelnden Wasser, während man bei der Querung des steilen Geröllfeldes einen ständigen Blick hinab auf die unmittelbar auf dem Joch sitzende Edelrauthütte hatte. Pünktlich traf ich auf der Hütte ein, wo mit Speckknödelsuppe und Radlerhalbe der Kalorienbedarf wieder aufgefüllt wurde. Den Rückweg hinab zum Parkplatz am Neves Stausee legten wir in 1 Std. zurück. 

Route

Das Titelbild zeigt den letzten Anstieg hinauf zum Hohen Weißzint mit dem geschrumpften Restgletscher unterhalb des Gipfelaufbaus mit Gipfelkreuz.

Hier die genauen Daten nach GPS-Logger:

Zurückgelegte Kilometer bei dieser Tour: 15,163 km, 1177 Höhenmeter bis zum Umkehrpunkt unterhalb des Weißzintgletschers.

Aufstiegszeit vom Stausee bis zur Edelrauthütte in 2 Std, weiter 1,5 Std. bis ins Weißzintkar in 3036 m Höhe; bis zum Hohen Möseler sollte man von der Hütte ca 3 Std. einplanen.

Abstieg in 50 min. zurück zur Hütte und eine Stunde hinab zum Stausee.

Die Tour ist sehr gut markiert, es tauchen keine Orientierungsschwierigkeiten bis zur Hütte auf. Der Aufstieg von der Hütte durch das steile Geröllfeld hinauf verlangt etwas Orientierungssinn in den groben Steinblöcken, da der Weg dadurch etwas schwierig zu finden ist. Auch sollte man acht geben, nicht auf den Weg Richtung Pockshorn zu steigen, da dieser Weg auf den Gliederferner führt, den man queren muss, um die Hochfeiler Hütte anzusteuern. Auch wenn die Napfspitz der Hausberg der Hütte ist, würde ich als Aussichtsplattform das obere Weißzintkar empfehlen, weil von hier aus die Aussicht wesentlich weiter und eindrucksvoller ist. Der Neveser Höhenweg führt ca 600 m tiefer durch die Ausläufer von Hohem Weißzint, Muttenock und Möseler und ermöglicht nicht den freien Blick nach Süden in die Dolomitenwelt.

Anfahrt

Die Anfahrt beginnt von Bruneck aus bis nach Mühlen, von wo wir der Teerstraße links hinauf nach Mühlwald folgen. Weiter geht es nach Lappach, wo die Straße teilweise einspurig wird. Zum Neves Stausee hinauf wird das Sträßchen einspurig, das letzte Stück bis zum Seeparkplatz auf der Ostseite wird durch eine Ampelschaltung geregelt. Die Benutzungsgebühr der Straße beträgt 4 Euro und wird in der Nähe der Ampel unterhalb des Sees von einem Wärter bzw. Wärterin abkassiert. Dafür kann man dann dort oben solange parken, bis man von der geplanten Tour (auch mehrtägig) wieder zurückkehrt. Die Parkdauer ist also nicht an die Benutzungsgebühr gekoppelt.

Noch ein Hinweis: Bergauffahrende Fahrzeuge haben normalerweise Vorfahrt. Das bedeutet, dass man beim Bergabfahren sich Ausweichbuchten einprägen sollte, um notfalls dorthin zurücksetzen zu können. In unserem Fall kam noch erschwerend hinzu, dass von Lappach aus Richtung Nevesstausee eine Großbaustelle an der Straße war. Wie es dann so ist, kam gerade der Linienomnibus vom Tal herauf. In solch einem Fall bleibt nichts anderes übrig, als bergauf zurückzusetzen, was auf einer steil abfallenden Straße doch sehr unangenehm werden kann.